1. APRIL 2021, BENEDIKT
EIN TAG IN MSUMARINI
Fährt man zum ersten Mal auf der Strasse von Mtwapa nach Kilifi, ahnt man in dem grünen Dickicht aus Bäumen, Gebüsch und Palmen rechts von der Strasse kaum menschliche Zivilisation, dabei ist der grüne Wall nur ein schmaler Streifen und dahinter öffnet sich weites Land mit Feldern, Palmen und Dörfern bis hin zum Strand. Msumarini ist ein solches Dorf. Es gehört zu Kikambala, Kilifi County. Die meisten Menschen hier sind Angehörige des Stammes der Chonyi. Den Dorfkern bilden ein Laden und einige Häuser. Wenn man sich davon entfernt, wird sichtbar, dass sich die Häuser und Hütten auf ein grosses Areal verteilen und sich hinter Palmen, Bäumen, Sträuchern und Hecken verstecken.
Das Dorf macht einen verschlafenen Eindruck. Nur barfüssige Vorschulkinder in Shirts spielen vor den Häusern aus Lehm und Korallenstein auf der Naturstrasse. Wer auswärts eine Arbeit hat, ist längst auf und hat das Dorf zu Fuss oder auf dem Motorrad verlassen, Hirten haben das Vieh frühmorgens zum Weiden getrieben. Die Zurückgebliebenen machen den Haushalt, machen sich allmählich zur Arbeit auf dem Acker auf oder gehen zum Strand um zu fischen oder auf dem Korallenriff Muscheln zu suchen. Erst viel später werden Gemüse und Früchte auf Ständen vor einzelnen Häusern und Hütten angeboten.
Am Nachmittag kommen scharenweise Kinder und später auch Jugendliche von der Schule nach Hause. Sie tragen Schuluniformen – in grellen Farben die Primarschulkinder, in Grau- oder Blautönen die Jugendlichen aus der Sekundarschule. Am späten Nachmittag, wenn auch diejenigen, die auswärts waren, wieder zurückkehren, ist das Dorf belebt. Die Menschen sitzen vor ihren Hütten und Häusern, Männer sitzen im Mnasi-Den und trinken Palmwein. Feine Düfte gehen durchs ganze Dorf. Vor den Hütten wird gekocht. Es werden frittierte Maniok- oder Kartoffelstückchen mit scharfem Gewürz, Bohnen und Chapati, Fisch, geröstete Maiskolben oder gekochter Mais angeboten. Kinder spielen und rennen und balgen sich. Man sieht hier Spiele und Spielzeug wie in Europa seit Jahrzehnten nicht mehr: Reifenschlagen und Gummitwist.
Auf der Naturstrasse, die von der Überlandstrasse zum Dorf führt, weiter Richtung Strand kommt man an einer riesigen Baubrache vorbei. Sie ist die Hinterlassenschaft eines wohl ausländischen Investors. Seit Jahren geht hier nichts mehr. An den Strand kommt man durch das Areal des ehemals prächtigen Paradise-Hotel. Zwar wurden in den letzten Jahren immer wieder einzelne Gebäudeteile genutzt, aber das Hotel ist nicht mehr in Betrieb und nur noch ein kümmerlicher Rest der ehemals ausgedehnten Anlage. Bis 2002 war das Hotel der grösste Arbeitgeber in Msumarini gewesen und die Touristen hatten Devisen in den lokalen Wirtschaftskreislauf gebracht.
Der Strand ist an Werktagen meist leer – bis auf ein paar Schulschwänzer und zwei, drei Frauen, die Fische putzen und ein paar streunende Hunde. Selten sieht man Touristen. Die Jungs suchen in den angespülten Plastikabfällen nach etwas Brauchbarem. Der Plastik kommt nicht nur vom Meer, angespült wird auch auf dem Strand liegengelassener und dann weggespülter oder bei Flut ins Meer geworfener Abfall. Abfall ist Ab-fall, lässt man fallen. Am Strand, auf der Strasse, auf dem Feld, dort wo man steht.
Ich setze mich bei Sonnenuntergang meist zu den Männern beim Mangobaum. Das ist am westlichen Dorfrand. Man hat hier einen guten Blick aufs Fussballfeld und landeinwärts, dorthin, wo die Sonne hinter den Hügeln feuerrot untergeht. Den Abend hier ausklingen zu lassen und Palmwein zu trinken, ist für mich eine gute Möglichkeit, mit den Männern in Kontakt zu kommen. Nicht alle sprechen jedoch Englisch – und ich nicht so gut –, aber der Palmwein macht fröhlich…
Hier spricht man vor allem Suaheli oder Kichonyi. Wer nicht in der Schule war, spricht kein Englisch. Die meisten Serviererinnen sprechen kein Englisch. Ich spreche Suaheli, wenn ich Mnasi bestelle. So viel kann ich. Chibonge spricht fliessend Deutsch. Und Matano spricht Hebräisch! Matano hat selten Geld. Wenn er mich in Msumarini wähnt, taucht er hier auf. Er weiss, dass ich ihm eine Flasche bezahle. Matano war im Paradise erst Gärtner, und weil er im Kontakt mit den Touristen so schnell Hebräisch lernte, schon bald Touristenführer. Bis 2002. Seither kommt man in Msumarini mit Hebräsich nicht mehr sehr weit.
Das Dorf macht einen verschlafenen Eindruck. Nur barfüssige Vorschulkinder in Shirts spielen vor den Häusern aus Lehm und Korallenstein auf der Naturstrasse. Wer auswärts eine Arbeit hat, ist längst auf und hat das Dorf zu Fuss oder auf dem Motorrad verlassen, Hirten haben das Vieh frühmorgens zum Weiden getrieben. Die Zurückgebliebenen machen den Haushalt, machen sich allmählich zur Arbeit auf dem Acker auf oder gehen zum Strand um zu fischen oder auf dem Korallenriff Muscheln zu suchen. Erst viel später werden Gemüse und Früchte auf Ständen vor einzelnen Häusern und Hütten angeboten.
Am Nachmittag kommen scharenweise Kinder und später auch Jugendliche von der Schule nach Hause. Sie tragen Schuluniformen – in grellen Farben die Primarschulkinder, in Grau- oder Blautönen die Jugendlichen aus der Sekundarschule. Am späten Nachmittag, wenn auch diejenigen, die auswärts waren, wieder zurückkehren, ist das Dorf belebt. Die Menschen sitzen vor ihren Hütten und Häusern, Männer sitzen im Mnasi-Den und trinken Palmwein. Feine Düfte gehen durchs ganze Dorf. Vor den Hütten wird gekocht. Es werden frittierte Maniok- oder Kartoffelstückchen mit scharfem Gewürz, Bohnen und Chapati, Fisch, geröstete Maiskolben oder gekochter Mais angeboten. Kinder spielen und rennen und balgen sich. Man sieht hier Spiele und Spielzeug wie in Europa seit Jahrzehnten nicht mehr: Reifenschlagen und Gummitwist.
Auf der Naturstrasse, die von der Überlandstrasse zum Dorf führt, weiter Richtung Strand kommt man an einer riesigen Baubrache vorbei. Sie ist die Hinterlassenschaft eines wohl ausländischen Investors. Seit Jahren geht hier nichts mehr. An den Strand kommt man durch das Areal des ehemals prächtigen Paradise-Hotel. Zwar wurden in den letzten Jahren immer wieder einzelne Gebäudeteile genutzt, aber das Hotel ist nicht mehr in Betrieb und nur noch ein kümmerlicher Rest der ehemals ausgedehnten Anlage. Bis 2002 war das Hotel der grösste Arbeitgeber in Msumarini gewesen und die Touristen hatten Devisen in den lokalen Wirtschaftskreislauf gebracht.
Der Strand ist an Werktagen meist leer – bis auf ein paar Schulschwänzer und zwei, drei Frauen, die Fische putzen und ein paar streunende Hunde. Selten sieht man Touristen. Die Jungs suchen in den angespülten Plastikabfällen nach etwas Brauchbarem. Der Plastik kommt nicht nur vom Meer, angespült wird auch auf dem Strand liegengelassener und dann weggespülter oder bei Flut ins Meer geworfener Abfall. Abfall ist Ab-fall, lässt man fallen. Am Strand, auf der Strasse, auf dem Feld, dort wo man steht.
Ich setze mich bei Sonnenuntergang meist zu den Männern beim Mangobaum. Das ist am westlichen Dorfrand. Man hat hier einen guten Blick aufs Fussballfeld und landeinwärts, dorthin, wo die Sonne hinter den Hügeln feuerrot untergeht. Den Abend hier ausklingen zu lassen und Palmwein zu trinken, ist für mich eine gute Möglichkeit, mit den Männern in Kontakt zu kommen. Nicht alle sprechen jedoch Englisch – und ich nicht so gut –, aber der Palmwein macht fröhlich…
Hier spricht man vor allem Suaheli oder Kichonyi. Wer nicht in der Schule war, spricht kein Englisch. Die meisten Serviererinnen sprechen kein Englisch. Ich spreche Suaheli, wenn ich Mnasi bestelle. So viel kann ich. Chibonge spricht fliessend Deutsch. Und Matano spricht Hebräisch! Matano hat selten Geld. Wenn er mich in Msumarini wähnt, taucht er hier auf. Er weiss, dass ich ihm eine Flasche bezahle. Matano war im Paradise erst Gärtner, und weil er im Kontakt mit den Touristen so schnell Hebräisch lernte, schon bald Touristenführer. Bis 2002. Seither kommt man in Msumarini mit Hebräsich nicht mehr sehr weit.